Das Harnblasenkarzinom ist in der westlichen Welt die fünfthäufigste bösartige Tumorerkrankung bei Mann und Frau. Nach den Zahlen des Robert-Koch-Institutes wird jedes Jahr bei über 22.000 Männern und bei über 7.000 Frauen in Deutschland diese Diagnose gestellt. Häufig sind von dieser Erkrankung Raucher betroffen, aber auch andere Faktoren können bei der Entstehung von Harnblasenkarzinomen entscheidend sein. Dazu gehören einige chemische Substanzen, wie sie z.B. in Lösungsmitteln verwendet werden, aber auch chronische Entzündungsreize in der Harnblase können zu einem Blasenkrebs führen.
Das typische erste Symptom eines Harnblasenkarzinoms ist eine schmerzlose Blutung im Urin. Auch wenn andere Ursachen dafür in Betracht kommen können, muss dieses Warnzeichen unbedingt mit einer Blasenspiegelung abgeklärt werden. Auch wiederkehrende Infektionen der Harnblase, ein permanenter Harndrang oder Schmerzen über den Nieren können ein Zeichen für diese Erkrankung sein, die mit einer Spiegelung abgeklärt werden müssen. Auch die Untersuchung der Nieren mit Ultraschall oder einer Computertomographie kann notwendig sein.
Wenn bei der Harnblasenspiegelung ein verdächtiger Befund gesehen wird, muss eine Probenentnahme stattfinden. Sie erfolgt in einer kurzen Narkose im Rahmen einer Spiegelung, dabei wird das auffällige Gewebe über mit einer elektrischen Schlinge abgetragen („Elektroresektion der Harnblase“, TUR-B). Um mit größtmöglicher Sicherheit alle tumorverdächtigen Areale entdecken zu können, wird bei der Erstdiagnose ein spezielles Färbeverfahren der Blasenschleimhaut angewendet: die Fluoreszenzendoskopie („Photodynamische Diagnostik“ oder „PDD“): Dafür wird vor der Spieglung mit einem dünnen Katheter ein Färbemittel in die Harnblase gegeben, das nur Tumorgewebe anfärben soll. Während der Spieglung wird mit einem speziellen Licht Tumorgewebe zum Leuchten gebracht. Damit gelingt es, auch kleinste Tumorareale klar zu erkennen.
Wenn bei der Harnblasenspiegelung ein verdächtiger Befund gesehen wird, muss eine Probenentnahme stattfinden. Sie erfolgt in einer kurzen Narkose im Rahmen einer Spiegelung, dabei wird das auffällige Gewebe über mit einer elektrischen Schlinge abgetragen („Elektroresektion der Harnblase“, TUR-B). Dabei ist der Eingriff Diagnostik und Therapie in einem: das Gewebe wird, wenn möglich, komplett entfernt und kann dann vom Pathologen mikroskopisch untersucht werden. Damit kann festgelegt werden, um welcher Art Tumor es sich handelt, und ob weitere Maßnahmen notwendig werden.
Bei manchen Tumoren kann es sinnvoll sein, nach der TUR-B in regelmäßigen Abständen eine Flüssigkeit in die Harnblase zu füllen, die anschließend ca. eine Stunde in der Blase gehalten werden sollte: Die Instillation ist eine ambulante Therapie. In der Regel wird über sechs Wochen im Wochenrhythmus die Instillation durchgeführt. Dadurch soll die Neigung des Harnblasenkarzinoms, immer wieder zu kommen, vermindert werden. Nach Abschluss der Therapie erfolgt nach einigen Wochen die Kontroll-Spiegelung. In Abhängigkeit von der Histologie und der Vorgeschichte kommen unterschiedliche Substanzen zum Einsatz: Mitomycin, Doxorubicin, BCG sind einige davon.
Im Rahmen einer Probenentnehme in Narkose wird das auffällige Gewebe der Blase untersucht. Die meisten Harnblasenkarzinome wachsen zum Zeitpunkt der Erstdiagnose nur in die oberflächlichsten Schichten der Blasenschleimhaut hinein. In diesem Falle ist die Therapie nach einer Resektion und ggf. einer Instillationstherapie abgeschlossen.
Wenn ein Tumorwachstum in tieferen Wandschichten der Harnblase stattfindet, wird zunächst durch eine Computertomographie ausgeschlossen, dass bereits Metastasen in Organen oder Lymphknoten vorliegen. Dann kann über einen operativen Eingriff die Harnblase und die dazugehörigen Lymphknoten entfernt werden. Als Ersatz wird aus Darm eine neue Blase gebildet.
Nach Entfernung der Harnblase muss ein Ersatz für das Organ geschaffen werden. Je nach individueller Situation gibt es unterschiedliche Formen des Blasenersatzes, die unterschiedliche Vor- und Nachteile haben.
Die Ileum-Neoblase ist der ursprünglichen Harnblase sehr ähnlich. Sie wird nach der Blasenentfernung aus Dünndarm gebildet, und sie wird an die beiden Harnleiter und die Harnröhre angeschlossen. Nach der Einheilungszeit ist soll das Speichern von Harn und das Wasserlassen wie mit der eigenen Harnblase funktionieren. Wichtig ist, dass die Funktion des Schliessmuskels nach dem Eingriff einige Wochen bis zur Rehabilitation benötigt. Erst nach dieser Zeit hat die Neoblase eine Größe, die eine normale Speicherfunktion erlaubt. Voraussetzung für eine Neoblase ist der Erhalt des Schließmuskels und eine ausreichend gute Nierenfunktion. Auch sollten keine Vorerkrankungen am Darm vorliegen. Der stationäre Aufenthalt nach der Blasenentfernung mit Anlage einer Neoblase beträgt ca. 2-3 Wochen.
Das Ileum-Conduit ist ein künstlicher Blasenausgang, bei dem der Harn kontinuierlich in einen Beutel träufelt. Dieser Beutel ist an der Bauchdecke auf Höhe des Bauchnabels fixiert. Zwischen die Harnleiter und die Haut wird dabei ein Stückchen des Dünndarms zwischengeschaltet. Der Vorteil dieser Form der Harnableitung ist das sehr unkomplizierte chirurgische Verfahren, das wenig zu Komplikationen neigt. Es kommt zum Einsatz, wenn aufgrund der Vorgeschichte der Schließmuskel nicht erhalten werden kann, wenn eine nur ungenügende Nierenfunktion vorliegt, oder wenn ein Patient die anfänglichen Schwierigkeiten beim Wasserhalten bei einer Neoblase scheut. Der Stationäre Aufenthalt nach Blasenentfernung und Anlage eines Ileum-Conduits beträgt ca. 2 Wochen.
Die Harnleiter-Haut-Fistel ist die einfachste Form der Harnleiter, bei der die beiden Harnleiter direkt in die Haut verpflanzt werden. Dieses Verfahren kommt in Betracht, wenn aufgrund der Vorerkrankungen ein Eingriff am Darm für ein Ileum-Conduit vermieden werden soll. Nachteilig ist, dass oftmals die Harnleiter an zwei verschiedenen Stellen des Bauchwand eingepflanzt werden müssen, sodass die Versorgung mit zwei unterschiedlichem Beuteln notwendig wird. Der Stationäre Aufenthalt nach Blasenentfernung mit Harnleiter-Haut-Fistel beträgt ca. 10 Tage.