Oftmals wird aufgrund einer PSA-Wert-Erhöhung ein kleines Prostatakarzinom festgestellt, das nur eine geringe Aggressivität aufweist. Bei diesen Tumoren ist bekannt, dass sie nur sehr selten Metastasen verursachen oder den betroffenen Patienten gar bedrohen. Bei diesen Tumoren kann eine abwartende Strategie, die „Active Surveillance“ („Aktive Überwachung)“ durchgeführt werden, wenn Patienten dies wünschen. Dabei erfolgt keine aktive Therapie (Prostataentfernung oder Strahlentherapie), sondern es werden regelmäßig Kontrolluntersuchungen (PSA-Wert, MRT der Prostata und Kontrollbiopsien) durchgeführt. Eine Therapie findet nur dann statt, wenn durch diese Untersuchungen ein Fortschreiten des Tumors festgestellt wird.
Hierbei muss der Vorteil durch die Vermeidung von Nebenwirkungen einer aktiven Therapie abgewogen werden gegen das Risiko, dass der Tumor unerkannt fortschreitet und dadurch langfristig Schwierigkeiten bereitet.
Für Prostatakarzinom des niedrigen Risikos ist die aktive Überwachung die Therapie der ersten Wahl. Das gilt, wenn PSA unter 15 ng/ml liegt, die Tastuntersuchung unauffällig ist, und in der Biopsie der Prostata ein Gleason-Score von 6 festgestellt wurde. Zusätzlich müssen geeignete Patienten sicher sein, dass es ihnen nichts ausmacht, dass sie einen Tumor in sich tragen, aber nichts dagegen unternehmen - für viele Patienten ist dieser Punkt ein entscheidender!
Auch bei Tumoren des mittleren Risikos ist unter gewissen Voraussetzungen die aktive Überwachung möglich: Wenn der Gleason Score nicht mehr 7a beträgt und nicht mehr als 50% der entnommenen Proben betroffen sind.
Wenn die Kontrolluntersuchungen regelmäßig und komplett durchgeführt werden, und wenn bei einem Fortschreiten des Tumors sofort reagiert wird, ist bei geeigneten Patienten die langfristige Prognose ebenso gut wie bei sofortiger aktiver Therapie.